Hätten Sie gedacht, dass schon im Ersten Weltkrieg Flugzeuge in Massenproduktion hergestellt wurde, dass es schon damals
Flugzeugträger gab oder dass die Zivilbevölkerung schon vor hundert Jahren Londons gezielt aus der Luft aus bombardiert wurde?
Wir werden Sie hiermit über dieses schwarze Zeitalter der Luftfahrt aufklären.
Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, in dem Flugzeuge aktiv in das Geschehen eingriffen. Die motorisierte Luftfahrt gab es zu Beginn des Krieges erst seit elf Jahren. Allerdings waren schon im italienisch-türkischen Krieg 1911/1912 Flugzeuge eingesetzt worden, hatten jedoch eine nur untergeordnete Rolle gespielt. Da Flugzeuge auf viele Menschen zu dieser Zeit noch sehr utopisch wirkten, war für die Mehrheit der Bevölkerung ein aktiver Luftkrieg nicht vorstellbar: „Der Luftkrieg an sich kann nach den bisherigen Erfahrungen als eine Utopie bezeichnet werden. Die Aufgabe des Fliegers ist zu sehen, aber nicht zu kämpfen, und auch die französischen Flieger folgen diesem Grundsatze.“ (Frankfurter Zeitung vom 17. September 1914) Weil Flugzeuge im Ersten Weltkrieg an Bedeutung gewannen, wurden sie schnell weiterentwickelt. Sie lösten durch ihre immer größeren Möglichkeiten nach und nach die Luftschiffe ab, obwohl diese eine größere Reichweite besaßen. Auch begann mit den Bombardements ein neues Kapitel des Krieges: der totale Luftkrieg.
Allerdings verfügte die Luftfahrt noch nicht über eine ausgeprägte Infrastruktur. Fast alle Flugplätze lagen in der Nähe der
großen Städte und somit weit entfernt von den Grenzen. Sie wurden vor allem als Testgelände für neue Flugzeugmodelle und als Ausbildungsgelände für angehende Piloten genutzt. Die zivile Luftfahrt
wurde wegen des Kriegs fast vollständig eingestellt. Für den Kriegseinsatz der Flugzeuge entstanden in Grenznähe viele kleine provisorische Fliegerhorste. Sie bestanden meist nur aus einer ebenen
Wiese als Rollfeld sowie ein paar einfachen Hangars und kleinen Wirtschaftsgebäuden. Einer der wichtigsten und größten Fliegerhorste des Deutschen Reiches war der Fliegerhorst Nordholz an der
Nordsee. Er hatte Hangars für zehn Luftschiffe und wurde auch von der Marine genutzt.
Die Aufklärung aus der Luft und die nun bestehende Möglichkeit, mit Fluggeräten Stellungen und auch Städte zu bombardieren,
stellten für die Bevölkerung und Soldaten beider Seiten ein immer größeres Problem dar. Die Abwehr der feindlichen Flugzeuge vom Boden aus gewann somit zunehmend an Bedeutung. Die von der Firma
Krupp vor dem Krieg für die Abwehr von Luftschiffen hergestellten Waffen erwiesen sich gegen die kleineren und schnelleren Flugzeuge als ineffektiv. Zu Beginn des Krieges versuchte man deswegen,
mit Gewehren oder Maschinenpistolen die Flugzeuge abzuschießen. Die Briten entwickelten dafür sogar ein ganz neues Geschütz, die "Kaliber 7 Zoll". Da allerdings praktische Erfahrungen fehlten,
die Flugbahn der Geschosse stark gekrümmt war, die Flugzeuge sich sehr schnell bewegten und man die Höhe nur schätzen konnte, waren die ersten Flugabwehrgeschütze meist wirkungslos. Später
stattete die Firma Krupp ihre Geschütze mit optischen Zielsystemen aus, was die Trefferquote deutlich erhöhte. Wegen der häufigen Bombardements von Städten entstand um diese im Laufe des Krieges
ausgedehnte Flugabwehrsysteme. Des nachts wurde mit starken Scheinwerfern der Himmel nach Flugzeugen abgesucht und es kam vor, dass ganze Fliegerschwadrone von der Front abgezogen wurden,
um über den Städten für Sicherheit zu sorgen.
Aufklärer und Jäger
Im 1. Weltkrieg gab es zwei große Gruppen von Flugzeugen, die Aufklärer und die Jäger. Die Aufklärer waren die erste Möglichkeit der Verwendung von Flugzeugen. Ihre Aufgabe war es in erster Linie die gegnerische Militärbasen, Flottenverbände oder Truppenstandorte ausfindig zu machen. Die Jäger waren die Gegenmaßnahme gegen die feindlichen Aufklärer, die als Geleitschutz der Bodentruppen und Aufklärer eingesetzt wurden, aber hauptsächlich dazu
dienten, die gegnerischen Aufklärer abzuschießen. Abgesehen davon versuchte die Luftwaffe gegnerische Transportwege, wie u.a. Eisenbahnstrecken oder Bahnhöfe, zu zerstören. Dazu mussten sie mit Waffen ausgestattet werden und es kam zu den ersten Luftschlachten der Weltgeschichte.
Fokker Plage und Bloody April
Die bekanntesten und neben den vielen kleinen die wichtigsten Luftschlacht-Phasen waren die „Fokker-Plage“ und der „bloody april“ (blutiger April). Die „Fokker-Plage“ begann im April 1915 als der Holländer A. Fokker das Flugzeug „Fokker“ für die deutschen erfand. Daraufhin waren die Deutschen den Alliierten deutlich überlegen und sie schossen so viele feindliche Flieger ab, das die Lebenserwartung eines alliierten Piloten auf 11 Tage sank.
Der „bloody april“ begann im April 1917, als die deutschen schon stark geschwächt waren. Deshalb begannen die Franzosen mit einer Großangelegten Offensive, die durch die Engländerin der Luft unterstützt werden sollte. Da die deutschen in der Luft aber immer noch überlegen waren und die Briten eine 4-mal so hohe Unfallrate hatten, erlitten diese sehr viel größere Verlußte als die Deutschen.
Marineluftfahrt
Nicht nur an Land, sondern auch bei der Marine war die Luftwaffe sehr wichtig. Zu Beginn des Krieges wurden hier vor allem Luftschiffe zur Aufklärung eingesetzt. Sie konnten durch ihre Flughöhe sehr gut feindliche Schiffe und U-Boote ausmachen. Schiffe waren im Gegensatz zu den Luftschiffen bei der Aufklärung unterlegen, da sie langsamer waren und ein beschränktes Sichtfeld hatten. Anders als über dem Land hatten zu Kriegsbeginn über dem Meer Luftschiffe auf Grund ihrer größeren Reichweite Vorteile gegenüber Flugzeugen. Ihre geringere Geschwindigkeit war anfänglich kein Nachteil. Durch die weitfliegenden Zeppeline waren die Deutschen beim Wettrüsten vorerst im Vorteil. Mit dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg, bekam die Luftaufklärung für England eine wesentliche Bedeutung. Sie entwickelten deshalb ihre Luftschiffe dahingehend weiter, dass sie Bomben transportieren und U-Boote aus der Luft versenken konnten. Die mögliche Bombenlast war jedoch gering. Außerdem gab es noch keine Zielvorrichtungen und die Bomben mussten per Hand abgeworfen werden. Parallel wurden die Flugzeuge Leistungsfähiger. Allerdings konnte das Problem der zu geringen Reichweite nicht gelöst werden. Deshalb wurden Wasserflugzeuge mit Schwimmkörpern entwickelt die auch auf dem Meer landen konnten. Das Abheben war nur bei spiegelglatter See möglich und verbrauchte viel Treibstoff. Ein weiteres Problem bestand darin, die Flugzeuge, die auf dem Meer gelandet waren wieder an Land zurückzuholen. Damit Flugzeuge auch von hoher See aus starten konnten, versuchten die Engländer diese von Schiffen starten zu lassen. Dafür wurden auf den Geschütztürmen der Schlachtschiffe Holzplatten zu einer Startbahn zusammengebaut. Da die Startbahn nur 25 Meter lang war und die Flugzeuge zum Abheben die notwendige Geschwindigkeit oft nicht erreichten, stürzten viele ins Wasser. Deshalb bauten die Engländer ein Kriegsschiff so um, dass es eine längere Start- und Landebahn hatte. Im August 1917 landete erstmals ein Flugzeug der Baureihe Sopwith Pup auf diesem Schiff.
Bombardements
Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, wo gezielt Zivilisten Opfer von Bombardements wurden. Zuerst hatten Luftschiffe mit ihrer größeren Reichweite und mehr Bombentraglast diese Aufgabe auszuführen. Da die Bomben allerdings noch per Hand abgeworfen werden mussten, war die Trefferquote sehr gering. Am 5. August 1914 wurde die erste Stadt bombardiert; das belgische Lüttich. Bei dem Angriff des deutschen Zeppelin Cöln kamen 7 bis 12 Menschen ums Leben. Im Laufe des Krieges wurden einige Städte beider Seiten entlang der Front bombardiert. Es wurden zwar vor allem Industrie- und Hafengelände zum Ziel, doch in manchen Städten auch vorsätzlich Zivilisten. Die Stadt, bei der die meisten Zivilisten zum Opfer fielen war London. Dort starben mindestens 162 Menschen. Die physiologische Wirkung auf die Zivilbevölkerung war enorm, da sie sich bisher weit hinter der Front sicher fühlten Da die Abwehr der bombardierten Städte mit so etwas nicht gerechnet hatte, konnten sie am Anfang des Krieges den Angreifern nichts entgegen setzen. Während des Krieges wurdedie Luftabwehr aber immer besser, sodass die langsamen und schwerfälligen Luftschiffe für diese Aufgabe nicht mehr geeignet waren. Um die Luftangriffe weiterzuführensetzte das deutsche Reich verstärkt neuartige Langstreckenbomber, die eine weite Reichweite und eine hohe Bombentraglast hatten, ein. Dies war zum Beispiel die Gotha G.V.. Durch die gute Flugabwehr am Ende des Krieges mussten die Angriffe erst nachts stattfinden und schließlich ganz eingestellt werden. Ab 1918 hatten dann auch die Briten Langstreckenbomber, die in der Lage gewesen wären Berlin anzugreifen. Da der Krieg kurz darauf aber mit der Kapitulation des Deutschen Reichs endete, kamen diese nicht mehr zum Einsatz. Obwohl in dem Krieg wesentlich geringere Sach- und Personenschäden bei Luftangriffen entstanden als im zweiten Weltkrieg, wurden diese von der Bevölkerung als schlimmer empfunden, da sie unerwarteter waren.
Tabelle (2 Deutsche, 2 Britische, 1 Riesenflugzeug)
Ein Modell einer Albatros D.V. aus Balsaholz im Maßstab 1:10.
Die Piloten im 1.Weltkrieg hatten ein deutlich angenehmeres Leben als die Bodentruppen. Sie hatten eine deutlich höhere Lebenserwartung, mehr Essen und bessere Unterkünfte. Außerdem wurden sie von den Medien als Beispiel für den erfolgreichen Krieg genutzt, um von den vielen Toten im Grabenkrieg abzulenken. Es wurden auch z.B. Wettstreite der Abschüsse veranstaltet. So konnte ihnen die Bevölkerung Gesichter zuordnen und sie wurden zu den „Kriegshelden“.
"Der Rote Baron"
Der berühmteste deutsche Jagdflieger ist Manfred von Richthofen. Seinen Ehrentitel „Der Rote Baron“ erhielt er, weil er die meisten seiner Einsätze in einem rot gestrichenem Flugzeug flog. Mit 80 Abschüssen hat er die größte Anzahl erzielt, die ein Pilot im 1. Weltkrieg erreicht hat. Er absolvierte 1915/16 unter Oswald Boelcke seine Pilotenausbildung. 1917 bekam er seine eigene Jagdstaffel zugewiesen, die er bis zu seinem Tod am 21.April.1918 anführt.
Manfred von Richthofen wurde von den Medien zu einer Art „Popstar“ gemacht. So wollten diese einen ruhmreichen, heldenhaften Kampf
der deutschen Darstellen. Die Zeitungen und später auch Filme schufen ein romantisches Bild von ihm, so wurden er und andere Fliegerasse als „moderne Ritter der Lüfte“ dargestellt. Daher bekam
Richthofen massenweise Fanpost und Heiratsanträge. xD