Ein fiktives Tagebuch

Unser Projekt begann im Wahlpflichtfach „Gesellschaftswissenschaften“ in Klasse 9.

Zusammen mit unseren Lehrern Frau Bargfeld und Herrn Spies beschäftigten wir uns intensiv mit dem Ersten Weltkrieg. Die Aufgabe war es, in Gruppen zum Thema „Erster Weltkrieg" eine Quellenarbeit mit regionalgeschichtlichem Bezug zu schreiben.

Wir entschieden uns für das Thema „Die Frau im Ersten Weltkrieg - Leben in Erfurt zwischen Kriegserfahrung und verändertem Rollenverständnis.“

Nach den ersten Recherchen und Besuchen im Stadtarchiv und im Stadtmuseum kam uns die Idee, ein „Fiktives Tagebuch“ zu schreiben. So konnten wir die Recherchearbeit mit Kreativität und Fantasie verbinden.

Später reichten wir das Tagebuch beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema "Anders sein" ein und erhielten eine Urkunde.



Die Teilnehmerurkunden des Geschichtswettbewerbes "Anders sein".


 Von der Idee zum fiktiven Tagebuch

Unsere Vorbereitungen begannen mit dem Auswählen und Aussortieren der geschichtlichen Daten und Ereignisse im Ersten Weltkrieg. Danach besuchten wir das Erfurter Stadtarchiv und entschieden uns, aus der „Fotosammlung Gundermann“ verschiedene Bilder einzubeziehen.

Wilhelm Gundermann schuf ein Stück Zeitgeschichte des Ersten Weltkriegs in Erfurt, in dem er, mithilfe einer Kamera und etwa 400 selbstgemachten Bildern das Leben und die Ereignisse dokumentierte.

Allmählich nahmen die Ideen für die Geschichte Gestalt an und es wurde Zeit, sie auch zu Papier zu bringen.

Privat besuchten wir Ausstellungen und lasen passende Literatur um mehr über das Leben während des „großen Krieges“ zu erfahren.

Es gestaltete sich schwieriger als gedacht, auf heutige Ausdrücke und Worte verzichten zu müssen.

Zu dem kamen noch die Fragen:

Wie hat diese Familie eigentlich gedacht?

Was fand Margarethe Schreiber würdig in ihr Tagebuch zu schreiben?

Schließlich mussten die Artikel nur noch zusammengefügt und Feinheiten aufeinander abgestimmt werden.

Nach über 10.000 Wörtern, 36 Seiten und vielfachem Korrekturlesen konnten wir unseren Beitrag pünktlich zum Geschichtswettbewerb einzureichen.

Blick in das fiktive Tagebuch...

Die fiktive Familie Schreiber

Margarethe - Schreiberin des Tagebuchs

-          1900 geboren

-          erzählt in ihrem Tagebuch auf Bitte ihres Vaters über die Kriegsereignisse in Erfurt

Bruder - Wilhelm

-          1897 geboren

-          zieht freiwillig in den Krieg

-          stirbt an den Folgen der Seeschlacht von Skagerrak in Erfurt

Schwester - Käthe

-          1910 geboren

Mutter

-          Steht allem sehr kritisch gegenüber

-          Engagiert sich immer mehr gegen den Krieg

-          Geht arbeiten

Vater

-          Redakteur des EAA (Erfurter Allgemeiner Anzeiger)

-          Überlässt Margarethe seine (geliebte) Kamera

-          Überlebt den Krieg


Daten und Ereignisse (mit Zitaten aus dem Tagebuch)

28.06.1914 – Attentat von Sarajewo

„Die Bombe ist geplatzt! Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie wurden gestern in Sarajevo  ermordet.“
01.08.1914 – Mobilmachung
24.12.1914 – Heilig Abend

„Zuerst zaghaft im Unterstand, danach im Graben, endlich auf der Deckung, wurden die Bäume entzündet. Überall sah man brennende Lichterbäume, was einen überaus feierlichen Anblick bot, begünstigt durch völlige Windstille und entzückend verklärt durch den Raureif. “ (Michael Jürgs, Der kleine Frieden im Großen Krieg, München 2005, S. 51)

31.01.1915 – erster deutscher Gasangriff
28. April – 1. Mai 1915  - 1. Internationaler Frauenfriedenskongress in Den Haag

„Über tausend Frauen aus 12 Ländern treffen sich, um etwas in Sachen Frieden zu bewirken. Hoffentlich gibt es keinen Streit zwischen den Damen verschiedenster Länder.“
31.05.1915 – erster deutscher Zeppelinangriff

01.01.1916 – Gründung einer Gruppe zur Beendigung des Krieges
09.03.1916 – Kriegserklärung an Portugal
31.05.- 01.06.1917 – Seeschlacht vor dem Skagerrak

„Ich kann mir vorstellen, dass du große und viele Sorgen hast, aber die Schlacht ist für unsere Flotte besser ausgefallen als für die Engländer. Es ist zwar noch nichts entschieden, aber ich denke, dass nun mehr U- Boote eingesetzt werden. Zu unserem Wohl ging unser Aufeinandertreffen unentschieden aus, doch soweit ich richtig gehört habe, sind bei uns weniger Verluste zu beklagen.“
November 1916 – „Steckrübenwinter“

12.01.1917 – Hungerprotest vor dem Hamburger Rathaus

„Mit den wenigen mir zu Gebote stehenden Polizei-Sergeanten [...] gelang es mir, die Ansammlung zu zerstreuen, wobei mir besonders Frauen, die ich in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, wieder zuschrien: ‚Hunger! Die Herren haben zu essen und uns füttern sie mit Steckrüben. In anderen Städten gibt es doch zu essen, aber hier kümmert man sich darum nicht.’“  (Karl-Heinz Grotjahn, Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918), Bd. 2, Hannover 1993, S. 410f., gefunden unter: www.segugeschichte.de/index_htm_files/306LeHeimatfrontM1.pdf (abgerufen am 3.1.2015))
08.03.1917 – Beginn der Februarrevolutionen in Russland
01.08.- 02.08.1917 – Matrosen verweigern Befehl
31.10.1917 – 400 Jahre Reformationsfeier

28.1.- 02.02.1918 – Arbeitsstreike für Friedensschluss
08.08.1918 – „Schwarzer Tag des Heeres“

„Spätestens jetzt ist bei so gut wie allen der Wunsch nach dem Ende des Krieges gekommen. Nachdem die deutschen Soldaten in den letzten vier Tagen  die vorhersehbare Niederlage gegen die Alliierten einstecken mussten, war wahrscheinlich endgültig klar, dass die deutschen Truppen nicht mehr gewinnen können.“
Oktober 1918 – Ausbruch revolutionärer Unruhen
03.10.1918 – Reichsregierung bittet um Friedensverhandlung

28.06.1919 – Deutschland unterzeichnet den Friedensvertrag im Schloss Versailles

„Seit gestern ist nun Frieden. Ein Frieden der viel zu lange herausgezögert wurde, denn eigentlich sollte spätestens im Dezember 1914, vor viereinhalb Jahren, der Krieg schon wieder zu Ende sein, natürlich siegreich für Deutschland. Gestern wurde der Versailler Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten unterzeichnet.“

 

Poesiealbum


Zu guter Letzt ein Poesiealbum aus der Zeit des ersten Weltkrieg, wir haben es bei Familiensachen aufgespürt und uns daraus ein paar Anregungen geholt. Das Büchlein ist zu Anfang, also im Jahre 1915 in Sütterlin geschrieben. Je später notiert, desto besser kann, man die Einträge lesen. Der letzte Spruch stammt erst aus dem Jahre 1930.


von Stilla und Helena L.